Tunesien/Libyen



Montag, den 23. März 09

Nachdem ich mir die halbe Nacht auf der Fähre nach Chios um die Ohren gehauen habe – die Fähre kam um vier Uhr Nachts an und die Anschlussfähre nach Chesme fuhr um acht Uhr los, dazwischen kam noch der Ticketkauf, Polizei und Zoll – bin ich über Izmir nach Antalya gefahren. Vielmehr, ich wollte fahren, bis kurz vor Antalya bin ich auch gekommen, eine Marathonstrecke von fast 500 Kilometern, bis plötzlich nichts mehr ging. Weder vorwärts noch rückwärts. Es war schon dunkel, ich war auf ca. 1400 Metern Höhe, es war um den Gefrierpunkt kalt, es windete stark und es schneite ein wenig. Und so hielt ich mich mit der Diagnose stark zurück und tippte erst einmal auf den Antriebsriemen. Da ich keine Lust hatte, bei dem Wetter dort neben der Straße zu übernachten, geschweige denn zu schrauben, organisierte ich mir einen Abschlepper, der mich nach Antalya brachte. Dort haben der Chefmechaniker einer quaderfahrenen Werkstatt und seine Jungs den Seitendeckel aufgemacht, und richtig, der Riemen lag förmlich zerfetzt im Gehäuse. Hatte er nach der Alpenüberquerung noch sehr gut ausgesehen, sind ihm die noch steileren Auf- und Abfahrten der kilometerlangen Bergstrecken mit dem Gewicht am Haken im Hinterland von Antalya nicht gut bekommen. Aus diesem Grund habe ich ja reichlich Ersatz dabei und flugs waren die Probleme erledigt. Ich denke, dass ich die schlimmsten langen Bergstrecken bis Äthiopien hinter mir habe und dieser Riemen länger hält, ansonsten muss ich mir welche nachschicken lassen. Die Reifen sind noch gut von Profil, etwas, was vorher noch nicht so ganz klar war, aber nach nun 2300 Kilometern ist noch reichlich Profil drauf.

Nach einem längeren Gespräch mit dem Chef der Werkstatt, gegenseitigem Familienphotos zeigen, Tee trinken und mit den Händen schwatzen (wohl dem Internet, so konnten wir einzelne Worte über den Übersetzer laufen lassen) und einer kleinen Einkaufs- und Schlemmertour, bin ich auf einen Campingplatz hinter Alanya direkt am Meer gelandet. Das Wetter zeigte sich von bester Laune und es war über 20 Grad und sonnig. Allerdings ist es, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, dann direkt wieder kalt.

Das Bergland hinter der Küste (oder vor der Küste, je nach Sichtweise) ist sehr schön. Es erinnert mich an Nordafrika mit seiner kargen Schönheit. Und inmitten der Berge, die teils noch weiße Schneekappen tragen) liegen saftig-grüne fruchtbare Täler, welch ein Kontrast.

Ich finde es schade, dass ich hier nur durchrase, aber ich muss ja nicht das letzte Mal hier gewesen sein, es lohnt sich, wieder zu kommen. Und es wird mir noch häufiger passieren, dass ich denke, hier warst du zu kurz, bei einer Reisedauer von nur 3 Monaten ist das einfach nicht anders zu machen, aber so weiß ich zumindest, wo es sich lohnt, noch einmal eine eigene Zeit an dem Ort zu verbringen.

Heute Nacht lasse ich mich vom Meeresrauschen in den Schlaf wiegen, wie schön!

30. März 2009

„Looking for Hotel?“ mit dieser Frage wurde ich vor fünf Tagen an einen schönen Platz zum Übernachten an der türkischen Küste gelockt. Da der Campingplatz, den ich vorher angefahren, gesucht und gefunden hatte, geschlossen war, kam mir dieses Angebot gerade recht. Allerdings wollte ich kein Zimmer, sondern auf dem Gelände campieren, was auch ohne Probleme machbar war, waren doch zwei Plätze dafür vorgesehen. Den ganzen Tag lang war ich an der Küste entlang immer weiter Richtung Naher Osten gefahren. Hatte sich was mit „alle Berge nun hinter mir gelassen“ die Straße war sehr anspruchsvoll, kurvig und bergig, und da es auch noch regnete, konnte ich nur langsam das Quad durch die Landschaft bewegen.

Aber was für eine Landschaft, Kargheit wechselte sich mit fruchtbaren Gegenden ab, zwischendurch immer wieder das Mittelmeer. Gäbe es mehr von der Sonne, ich hätte es viel mehr genießen können.

Einen Tag später fuhr ich dann auf der Autobahn Richtung Grenze und kam dort auch im Dunkeln an. Aber nach einer halben Stunde an der Türkischen und einer dreiviertel Stunde an der Syrischen Grenze war ich in Syrien. An Weiterfahren war nicht zu denken, ist das Fahren doch zu gefährlich. Unbeleuchtete Fahrzeuge, die einem als Geisterfahrer entgegenkommen, Eselskarren, metergroße Löcher, die nur mit einem Syrischen „Warndreieck“, einem aufrecht stehenden Reifen gekennzeichnet sind, und viele andere Nettigkeiten, die auch einen türkischen Trucker dazu veranlassten, mich vor der Weiterfahrt zu warnen. Da brauchte er keine Angst zu haben, da saß ich lieber gemütlich mit den LKW-Fahrern bei einem Tee und einem leckerem Essen beeinander und unterhielt mich mit Einem, der vor 30 Jahren für zwei Jahre in Kiel gelebt hat und noch ein wenig Deutsch konnte.

Morgens darauf war es recht kalt, meine dicken Handschuhe und die Griffheizung kamen zum Einsatz.

Ich bin dann noch bis nach Damaskus gefahren, der Hauptstadt Syriens. Der Campingplatz ist recht einfach zu finden, irgendwann auf der Straße, vorbei an sämtlichen Automarken, die es gibt – die meisten davon kannte ich noch nicht einmal – zeigt ein Schild zum Einbiegen rechts ab.

Ich bin dann mit dem Taxi in die Innenstadt gefahren, nicht ohne mich vorher beim Platzwart erkundigt zu haben, wie teuer dass denn sein darf. Und siehe da, der Taxifahrer will fast das Doppelte. Nach zähem Verhandeln sind wir beide zufrieden und ich kann mir das Zentrum von Damaskus anschauen und erleben. Leider war heute, am Freitag, vieles geschlossen, so dass ein wenig an Athmosphäre hier fehlte, aber in den Straßen, wo die Zuckerbäcker und Lebensmittelhändler sind, war viel Leben. Und die Süßigkeiten sind wirklich herrlich, zwar zuckertriefend, aber ich mag sie!

Vorgestern bin ich in der Frühe los, um nach Jordanien auszureisen. Durch den Stopp and Go der Hauptstadt musste ich durch, und plötzlich waren die Hinweisschilder weg. Erschwerte Bedingungen, neben dem Aufpassen auf den Verkehr noch erhöhte Aufmerksamkeit auf das GPS und Karte. Zum Glück passen hier die Anderen ein wenig auf mich auf, so dass mir nichts passiert ist.

Die Grenze nach Jordanien war schnell erreicht, nach 20 Minuten war ich aus Syrien raus; die Jordanier brauchten allerdings ein wenig länger, weil sie erst diskutieren mussten, als was sie mein Quad einstufen, als Auto oder als Motorrad, schließlich sprach ein höherer Offizier zu meinen Gunsten ein Machtwort und ich konnte als Motorrad die Grenze passieren. Viel Spaß hatte ich auch mit dem Versicherungsmenschen. Jeder muss an der Grenze eine Versicherung abschließen, und er beobachtete die Menschen und aus welchen Fahrzeugen sie ausstiegen und schrieb schon, bevor sie überhaupt im Büro waren, die Police aus. Wenn die Fahrer dann rein kamen, sagte er nur „10 Dinar“, legte die Police hin und schaute meist in verblüffte Gesichter. Nur bei meinem Fahrzeug biss er sich die Zähne aus. Cectek hatte er noch nicht im Programm. Was er dann in die Police geschrieben hat? Keine Ahnung!

Nun ging es nach einigen Kilometern durch Amman, der Hauptstadt von Jordanien. Gleiches Spiel wie in Damaskus. Plötzlich waren die Hinweise weg und ich musste im Stopp and Go durch die Innenstadt. Nach dem dies geschafft war, kam ich über die Berge zum Toten Meer. Der tiefste Punkt meiner Reise, wenn auch einer der Höhepunkte bisher. Der Anblick von weitem auf den See ist schon beeindruckend, dann durch die Bergschluchten in Serpentinen runter zum See war faszinierend. Leider war der See mir zu kalt und ich war nur mit den Beinen im Wasser. Als ich wieder heraus kam, waren meine Beine von einer Salzkruste umgeben. Übernachtet habe ich dann recht bald hinter dem See mitten in den Bergen an einem kleinen Oasenteich, sehr malerisch von Dattelpalmen umgeben.

Gestern ging es dann weiter nach Aqaba (ich habe immer noch den Ruf von Lawrence von Arabien im Kopf „nach Aqabaaaa….“)wo ich mit der Fähre nach Ägypten übersetzte und dort wäre beinahe meine Reise zu Ende gewesen. Aber dies ist eine andere Geschichte.

Dienstag, 31. März 2009

Guele, guele