Sudan




Sonntag, 19. April 2009

von Wadi Halfa nach Khartoum

Sonntag, den 19. April 2009

Khartoum

Fast 7.000 Kilometer liegen nun hinter mir, und ich bin immer noch unterwegs!
Nach dem wir die Überfahrt mit der Alten Fähre „Sinai“ von Assuan nach Wadi Halfa geschafft haben, ohne gesunken zu sein (ich war noch nie auf einer solch alten und verkommenen Fähre) wurden wir von Herrn Magdy Boshara in Empfang genommen, der Agent, der uns durch die Grenze helfen sollte. Dies war auch nötig, denn der erste Griff, den der Zöllner in die Tasche von Charles machte, war ein Griff nach der Rumflasche, die in der Tasche steckte. Da Alkohol im Sudan verboten ist, wurde der Rum dann unter aller Augen weggeschüttet.

Da die Barke mit den Fahrzeugen erst einen Tag später eintreffen sollte, wurden wir im Haus von unserem Agenten einquartiert. Endlich einmal eine Nacht der Ruhe, kein Gehupe, kein Geschrei, kein gar nichts. Himmlisch, diese Ruhe. So ganz anders als in Ägypten. Überhaupt ist der Sudan sehr angenehm. Die Menschen sind hier sehr freundlich, sehr hilfsbereit und ganz anders als im nördlichen Nachbarland nicht unbedingt nur auf dein Geld aus.

Da der starke Wind aus dem Süden wehte, kam die Barke mit den Fahrzeugen einen halben Tag später in Wadi Halfa an, und wir durften den ganzen Tag im ungemütlichen Wartesaal des Hafens verbringen – natürlich mit Nichtstun! Und als die Fahrzeuge dann entladen waren, bedurfte es schon einer Finanzspritze, um die Grenzer davon zu überzeugen, den Feierabend zu verlängern, um uns noch heute aus dem Hafengelände zu entlassen.

Am anderen Morgen ging es schon früh los. Da es tagsüber an die 45 Grad heiss ist, wollten wir die Morgenkühle ausnutzen, um möglichst viel Strecke zu machen.
Ca. 150 Kilometer nach Wadi Halfa hörte der Asphalt auf und wir schlugen uns mit weichen Sandpassagen, schlimmsten Wellblech und steinigen Abschnitten herum, um kurz vor Dongola unser Nachtlager am Nil unter Dattelpalmen aufzuschlagen. Die Landschaft ist einer der Höhepunkte meiner bisherigen Reise. Steine, Hügel; ab und zu öffnet sich die Landschaft, um ein sagenhaftes Panorama auf das grüne Band des Nils freizugeben. Unglaublich, dass dieser Fluss nur ein dünnes Band der Vegetation zulässt, abseits der 50 Meter neben dem Nil wächst nichts, nur unmittelbar am Wasser blüht das Leben.

Vor Dongola trennten sich unsere Wege. Die Engländer wollten so schnell wie möglich den Sudan durchqueren und wollten über Kerima nach Khartoum. Ich musste das Fahrgestell des Caravan verstärken lassen und wollte die Fähre nach Dongola benutzen. Nach einer Stunde Arbeit waren die Schweißarbeiten erledigt, und ich konnte am linken Ufer des Nils weiterfahren und fand ein schönes Übernachtungsplätzchen kurz vor Abu Dhom, eingesäumt von kleinen Dünen und dem Nil.

Natürlich schauten auch hier einige Einheimische vorbei, aber sie waren alle sehr zurückhaltend. Einer warnte mich vor den Schlangen, und ob ich nicht auf dem Dünenkamm übernachten wolle. Aber trotz dass ich mit dem Quad und dem Caravan recht gut im Sand unterwegs bin, auf die Dünen wollte ich mich dann doch nicht wagen. Und außerdem wollte ich ein wenig versteckt stehen, und vor Schlangen habe ich im Caravan auch keine Angst.

Ein Anderer schaute mir genau auf die Finger, als ich den Luftfilter wechselte, und seinen Ghettoblaster auf volle Lautstärke drehte (im Gegensatz zu meinen Vermutungen hören die hier mehr schwarzafrikanische Musik als arabische)
Die Hitze ist unbeschreiblich, und die Kombination Hitze und starker Wind (teilweise Sandwind) war doch recht unangenehm. Ich war froh, den Helm schließen zu können; der Temperaturunterschied war doch merklich zu spüren, und stehen zu bleiben, überlegte ich mir auch sehr stark. Aber manchmal ging es nicht anders, zum Beispiel an den Termitenhügeln, die sich nun immer häufiger vom flachen Wüstenland abhoben. Sehr interessant, wie die ihre Bauten um die Bäume herumbauen, und die Pflanze meist sogar am Leben lassen.
Mit dem letzten Sprittropfen schaffte ich es gerade nach Khartoum. Ich hatte doch mehr verbraucht, als gedacht und die Tankstellen sind rar gesäht auf dieser Strecke.

Der Verkehr hier ist so ganz anders als in Kairo. Hier geht es fast ohne Gehupe zu, und ich würde die Einheimischen als “eher vorsichtig” bezeichnen. Sehr angenehm auch hier.

In Khartoum muss ich mich um mein Äthiopienvisum kümmern, dafür hatte ich zu Hause keine Zeit mehr gehabt. Am Montag werde ich es hoffentlich schon in den Händen halten.