Kenia



-Dienstag, den 19.05 Nairobi

Ja Nairobi, eigentlich wollte ich schon längst wieder unterwegs sein, aber einige Dinge haben mich aufgehalten. Als erstes waren da die Ersatzteile, da ich sie ja ein paar Tage nach der Einfuhr wieder aus dem Land bringen wollte, wollte ich natürlich keinen Zoll bezahlen, sondern sie in das Carnet oder in den Pass eintragen lassen. Dies gestaltete sich aber so schwierig, dass ich nach ein paar Tagen und zig Büros weiter entnervt aufgeben musste. Hier will sich keiner mit diesen Dingen auseinandersetzen und keiner weiß Bescheid über das Carnet und wie es zu benutzen ist. Dann hat mich am Dienstag plötzlich hohes Fieber ereilt und ich bin ins Krankenhaus, um abzuklären, ob mich Malaria oder eine andere tropische Erkrankung erwischt hatte. Zum Glück war es „nur“ eine bakterielle Infektion, die mit Antibiotikum und fiebersenkenden Medikamenten bekämpft wurde.

Nun sind die Teile von Chris in der Jungle Junction fachmännisch eingebaut, das Quad fährt wieder wie neu und morgen kann ich endlich wieder losziehen.

Die Tage waren aufgefüllt mit Organisieren, Gesundung und Besorgungen machen, so dass ich leider keine Zeit für die Sehenswürdigkeiten der Stadt hatte. Allerdings war das Ausruhen nach anstrengen acht Wochen Reisen auch einmal notwendig und so kann ich mit neuen Kräften wieder starten.

Sonntag, den 1O. Mai 09

“Moyale – Marsabit – Isiolo”. Drei Ortsnamen, die einheimischen Fahrern den Schweiß auf die Stirn und die Tränen in die Augen treibt. Die Werkstattbesitzer der Städte bekommen auch Tränen in den Augen, aber dies sind Freudentränen bei vollen Auftragsbüchern. Einige sagen ja, dass dies die schlimmste Piste Afrikas sein soll. Steine, übelstes Wellblech, Sandstrecken mit versteckten Steinen und dazu in der Regenzeit fast unpassierbare Schlammabschnitte. So wurden mir die 500 Kilometer von Moyale nach Isiolo geschildert. Und ich hatte riesigen Respekt davor. Vor den Dieben und Räubern hatte ich allerdings wenig Angst, da ich nicht in der Nacht unterwegs sein wollte. Obwohl die meisten Einheimischen einen bewaffneten Begleiter dabei haben. Was der allerdings gegen eine Bande von bewaffneten Räubern ausrichten soll, bleibt mir verborgen. Ich denke da eher an einen lukrativen Nebenverdienst der Soldaten.

Ich startete trotz meiner Bedenken, was die Geländegängigkeit des Caravans betrifft, in der Frühe los. Der Miniglobe ist für solche Strecken einfach nicht gebaut und auch die Verstärkungen ändern da nicht viel dran. Leichtes Gelände und Pisten sind immer drin, aber die Heftigkeit der Strecke hier erschüttert den Trailer auf’s Stärkste. Und so kam es leider, dass sich kurz vor Sololo, ca. 80 Kilometer nach Moyale (die Piste ist hier noch harmlos gegenüber den folgenden Kilometern) die Achse aus der Verankerung löste und ich gezwungen war, stehen zu bleiben. Jeder gefahrene Meter, jedes Rumpeln, jedes Knacken tat mir in meiner Seele weh und ich musste erkennen, dass es nicht mehr weiterging. Vor Frust erwog ich sogar, den Hänger anzuzünden und hier im Busch zurückzulassen. Aber dies kam natürlich nicht in Frage. Und nach einer Notreparatur eines einheimischen Mechanikers kam ich noch bis zum katholischen Missionshospital in Sololo, welches eine gute Werkstatt auf dem Gelände hatte. Chef John machte sich auch sofort an die Reparatur und seine Fähigkeiten waren trotz seiner Handprothese erstaunlich gut. Er verstärkte den Rahmen noch einmal und diesmal mit mehr Sachverstand als seine Vorgänger.

Trotzdem kam ich nach einigen Diskussionen mit den Leuten hier, die die Strecke und nun auch den Wohnwagen genau kennen gelernt hatten, zu dem Schluss, dass es keinen Sinn machte, mit dem Gespann diese Strecke zu fahren. Ich organisierte mir also einen Lkw, der uns mitnehmen konnte. Allerdings war es nicht so einfach und sehr teuer. Der erste mir fest zugesagte Truck kam gar nicht, sagte zwei Stunden vor Termin ab, weil er aus Sicherheitsgründen eine andere Strecke fahren wollte. Der Zweite, der am anderen Tag ankam, war zu klein und so verbrachte ich einige Zeit mit Warten. Sololo und damit auch die Mission war sehr schön gelegen. Von drei Seiten umschlossen Berge das Tal und es war sehr friedlich hier. Das Hospital ist eines der positiven Beispiele für Hilfe. Die Mission ist 1966 entstanden und die Klinik 1984. Sie wurde von Italienern gegründet und aufgebaut. Mittlerweile aber unter Selbstregie. Etwas über 100 Patienten haben hier Platz und auch aus Äthiopien kommen die Menschen über 500 Kilometer weit, um sich hier behandeln zu lassen. Die Werkstatt war wirklich sehr gut ausgerüstet. Die Generatoren lieferten sogar 380 Volt und vieles schien hier Möglich zu sein.
Ich hatte den Eindruck, dass das System hier gut funktioniert. Und es war sehr friedlich hier, ich fühlte mich wohl und konnte mich trotz der nervigen Warterei auf den Truck hier etwas entspannen.

Und plötzlich stand ein Truck vor meinem Gespann, unerwartet und völlig überraschend riss mich der Krach aus meinem Mittagsschläfchen.

Flugs einigten wir uns auf einen Preis, der unter dem der anderen Trucks lag und das Quad und der Caravan wurde aufgeladen. Und ab ging’s über Marsabit nach Isiolo.

Ich war wirklich froh, diese Piste, die eine der heftigsten ist, die ich je erlebt habe, nicht selbst gefahren zu sein, so sehr rüttelte sie uns durch.
Ich hatte viel Spaß mit Marco, dem Fahrer und seinem Assistenten.
In der ersten Zeit fuhr ich natürlich mit und ich merkte, wie ich innerlich die beste Spur ermitteln wollte, aber schnell merkte ich, dass ich nun nicht der Fahrer war, sondern den Blick auch mal in die schöne Landschaft werfen konnte.

Wir kamen ins Samburu-Land und die Männer hier waren ähnlich der Massai stolze Krieger, die in schönen Trachten herumliefen, und das nicht für die Touristen, sondern für sich selbst.
Am zweiten Tag nach einer Übernachtung in Marsabit kamen wir abends in Isiolo an uns ich suchte mir einen Übernachtungsplatz in einem Campground, dessen Koordinaten ich im Netz gefunden hatte.

Am anderen Morgen ging es dann wieder auf eigenen Füßen weiter nach Nairobi.
Rund um das Mount Kenya Massiv, dem zweithöchsten in Afrika.
Ich ließ den Blick über weite Felder schweifen und verstand, was die Europäer hier hin gezogen hatte. Ich fühlte mich an Pommern erinnert und auch der Roman von Karen Blixen, “Afrika, dunkel lockende Welt”, ging mir durch den Kopf.
In Nanyuko überschritt ich den Äquator. Noch nie war ich so weit südlich, noch nie hatte ich die nördliche Halbkugel verlassen. Schnell war ich natürlich von Händlern und Neugierigen umringt und die Unterhaltungen gingen wie immer in Richtung wie schnell, woher, wie teuer……

Die Straße nach Nairobi wurde breiter und schließlich vierspurig. Ständig wurde ich von Polizeikontrollen angehalten, die aus lauter Neugierde den Ferengi an die Seite winkten. Auf Dauer wurde es natürlich nervig und anfangs wartete ich ja noch geduldig die Fragen ab. Aber nachdem ich merkte, dass sie immer die gleichen Fragen stellten, schoss ich meine Antworten des woher, wohin wie schnell und so weiter bei jedem Halt sofort in Richtung Polizisten ab und oft waren die so perplex, dass sie mich weitergewunken haben.

Schließlich kam ich in Nairobi in die Jungle Junction zu Chris, der mich auch herzlich begrüßte. Hier will ich einen gründlichen Check der Fahrzeuge machen und auch ein paar Teile wie Reifen warten am Flughafen auf mich. Mal schauen, wie lange es dauert, an die Ersatzteile zu kommen, dies ist hier gar nicht so leicht.